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TUTORIAL

Vom weißen Blatt zum fertigen Style. Hier kannst du lernen, wie man einen Graffiti-Schriftzug gestalten kann.

In meiner Jugend wäre ich froh gewesen, eine Website zu finden, auf der ich einfach erklärt bekomme, wie man einen ordentlichen Graffiti-Schriftzug zustande bringt. leider gab es weder eine solche Seite, noch war überhaupt das Internet vorhanden. Wir mussten uns damals mit Magazinen und Büchern versorgen, um mehr als die Graffiti der eigenen Stadt zu sehen. oder eben in andere Städte fahren. Da daas eine wie das andere allerdings Geld kostete, was schon damals nicht auf den Bäumen wuchs, besserte man sein Taschengeld mit Zeitungsaustragen auf und sparte solange, bis man sich das gewünschte Buch kaufen konnte.

Das Problem: In den Büchern waren auch nur die Fertigen Wandbilder und Sketches auf Papier drin. es stand nicht dabei, wie sie entstanden sind.Man brauchte als jemanden, der es einem zeigte. Da ich selbst in einem Dorf aufgewachsen bin, hatte ich Diesen Jemanden leider nicht.

Heute ist das alles einfacher. Es gibt es einige Seiten im Netz, die einem das erstellen der Schriftzüge erklären. Ich finde allerdings, die fangen nicht bei Null an, sondern erst irgendwo bei Schritt 2, 3 oder 4. Im Folgenden beginnen wir mit einem ganz normalen weißen Blatt Papier und ich zeige dir, wie darauf dieser „TEACHER“-Schriftzug entsteht.

Bereite dir deine Arbeitsmaterialien am besten gleich mal vor. Du wirst brauchen:

  • 1 Blatt Papier (DIN A4)
  • 1 Bleistift (am besten in Härte HB)
  • 1 Radiergummi
  •  1 Schwarzen Filzstift
  • wenn du hast, einen Fineliner
  • Buntstifte (Holz oder Filz)

Los gehts!

Wie versprochen, das weiße Blatt. Man hat entweder Angst davor, den ersten Strich zu machen, oder es inspiriert einen. Letzteres ist sehr von Vorteil 🙂
Überleg dir als erstes, was du schreiben  möchtest. Das kann dein Name sein, aber auch ein Pseudonym, also quasi ein Künstlername. Die Graffitikünstler heißen ja auch nicht Tanja, Ömer, Belma oder Stefan, sondern z.B. „Lady Pink“ „Can2“, „Loomit“ oder  „MadC“. Wie du siehst, kann der Name etwas bedeuten, es kann aber auch nur eine Kombination von Buchstaben sein, die dem Writer gefallen. Achte fürs Erste aber bitte darauf, dass es nicht zuviele Buchstaben oder Zahlen sind und beschränke dich auf maximal 6- 7 Buchstaben, am Anfang besser noch 3-5.

Wenn du nun also weißt, wie du dich nennen möchtest, Schreib‘ deinen Namen mit Bleistift in Großbuchstaben mit etwas größerem Abstand als normal und in Druckschrift, auf dein Blatt. Achte darauf, dass du auch zum Blattrand mindestens ca. 3 cm Abstand lässt. Je weniger Buchstaben du dir für deinen Namen ausgesucht hast, desto größer kannst du jetzt schreiben. ich hab mich für „TEACHER“ entschieden.

Jetzt umfahre die einzelnen Striche, auch mit dem Bleistift, sodass dicke Balken entstehen. Achte zunächst darauf, dass diese alle in etwa gleich dick sind und auch nicht zwischendrin oder an den Enden dünner werden. Sie dürfen sich auch leicht überlappen, sollten sich aber auf keinen Fall komplett überdecken. Die inneren, dünnen Bleistiftbuchstaben kannst du jetzt wegradieren.

Jetzt hast du deinen ersten groben Rahmen. diesen übst du am besten schon ein paar Mal, ehe es weitergeht. Du kannst dabei auch verschiedene Namen ausprobieren und schauen, welche Buchstaben dir besonders gefallen.

Wenn du dir sicher bist, dass du einen stabilen, ersten Schriftzug hast, gehts weiter. „Verbiege“ nun die Balken. Mach das behutsam und nicht gleich zu starke Kurven oder gar Loopings. Schau, dass du ein gleichmäßiges Gesamtbild beibehältst.

So, soweit geschafft. jetzt können wir uns mal die Enden der Balken vornehmen. Mache auch hier nicht wild mal Pfeile, mal Haken, mal Kringel, sondern versuche erstmal, einheitlich zu bleiben. Das Gesamtbild sollte wirken wie aus einem Guss. Wenn du mit dem Computer etwas schreibst, wechselst du ja auch nicht innerhalb eines Wortes die Schriftart.

Hier im Beispiel habe ich kleine, eckige Haken genommen. Eine Ausnahme bildet das H, das weite Schwünge nach links und rechts bekommen hat, die somit das Wort aber sogar unterstreichen. Auch diese Schritte solltest du einige Male üben, ehe es weitergeht. Nicht dass du am Ende deine Farben verbrauchhst, aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist.

Auch ich habe hier noch ein bisschen korrigiert. noch ein, zwei Haken-Endungen dazu, das R und das A noch etwas gebogen, ihnen etwas mehr Swing verpasst. Aber auch hier habe ich darauf geachtet, dass ein stimmiges Gesamtbild erhalten bleibt.

Mit dem Schriftzug bin ich nun soweit zufrieden, jetzt kommt endlich der erste Schritt, der Farbe ins Spiel bringt. Ich habe mich für eine mehrfarbige Füllung der Buchstaben entschieden. Die Farbkombination habe ich vorher auf einem Schmierzettel ausprobiert. nicht, dass die Farben nachher nicht zusammenpassen.

Ich beginne also, meine Buchstaben zu füllen. Hier mache ich einen Farbverlauf, indem ich nach oben hin immer weniger auf den Stift drücke. Somit kann ich danach die hellere Farbe richtig gut hineinmischen.

Du siehst, der  dunklere Blauton geht fließend in das Grün über. Hätte ich zuvor bis oben hin fest aufgedrückt, wäre da nun eine Kante sichtbar und kein schöner Farbverlauf.

Das Grün lasse ich etwas über der mitte auch heller werden und mache dann eine trennung mit einem dünnen schwarzen Filzstift oder Fineliner. Darüber wiederhole ich die vorigen zwei Punkte mit Orange und Gelb. Damit wäre die Füllung auch schon fertig. War gar nicht so schwer, oder?

Jetzt kümmern wir uns um die Umrandung der Buchstaben, die sogenannte Outline. Nimm dafür den schwarzen Filzstift und fahr deine finalen Bleistiftlinien damit nach. achte darauf, dass du nicht zu langsam ziehst, da sdie linien sonst unsauber werden. auch das kann man super auf einem Schmierzettel üben. Mach dort einfach ein parr gerade und kurvige Linien und ziehe diese mit dem Filzer nach.

Der Filzstifgt sollte nicht zu dick sein. die Outline soll zwar gut erkennbar sein und die Buchstaben deutlicher sichtbar machen, aber nicht so dick sein, dass die Füllung im Buchstaben unterbrochen wird.

Die Outline steht, jetzt wirds 3D. Wir lassen die Buchstaben dreidimensional wirken indem wir sie etwas in die Tiefe zeichnen. Man nennt das „Blocks“ Hierzu kannst du dein  Vorwissen zu Fluchtpunkten anwenden.

Ich habe einen Fluchtpunkt links unten gewählt, da kannst du verschiedene Positionen ausprobieren. Markier dir den Fluchtpunkt aber am besten auch mit Bleistift und zieh von dort aus Bleistiftlinien bis an dieäußeren Buchstabenkanten und dorthin, wo dei Linie auf eine Ecke trifft. Dann kannst du vom Buchstaben aus die Fluchtlinien mit dem schwarzen filzer nachziehen, aber nicht bis zum Fluchtpunkt, sondern nur ein Stück. Bei mir ist das in etwa ein Zentimeter.

Wenn du das hast, kannst du die Hilfslinien und den Fluchtpunkt wieder wegradieren.

Die offenen Enden der Fluchtlinienverbindest du jetz miteinander so, dass die Verbindung parallel zu der Verbindung am Buchstaben verläuft. Bei manchen gibt es keine zweite Linie, weil die quasi „hinter“ dem Buchstaben liegt. Hier ziehst die due „Verbindung“ dann nur bis zur Buchstabenkante (wie hier oben am C oder unten am R)

Alle Blocks fertig? Yeah! Dann kannst du sie mit dem Schwarzen Filzer ausmalen. Und direkt danach nimmst du eine knallige Farbe….

… und umrandest damit alle Schwarzen Konturen außerhalb der Buchstaben. Das nennt man „Second Outline“ , also, zweite Umrandung. Diese hebt den Schriftzug stärker vom Hintergrund ab. Das heißt natürlich auch, dass du für den Hintergrund eine Farbe nimmst, die einen guten Kontrast zu deiner Second Outline hat.

Den Hintergrund kannst du nun auch schon  mit Bleistift und leichtem Druck vorzeichnen.

Da meine Second Outline leuchtend rot ist, habe ich mich für ein dunkles Blau für den Hintergrund entschieden. Die Vorzeichnung ziehe ich jetzt mit dem blauen Stift nach. WIE du deinen hintergrund gestalten möchtest, ist dir überlassen. Ich habe mich für eine Klecksartige Fläche mit Sternen entschieden.

Jetzt noch schnell den Hintergrund ausmalen und die restlichen Bleistiftstriche sauber wegradieren (das ist hier noch nicht geschehen) und fertig ist mein TEACHER-Schriftzug. Ich hoffe, bei dir hat auch alles gut geklappt.

Wenn du die einzelnen Schritte immer wieder fleißig übst, wirst du schon bald besser und vielleicht sogar richtig gut werden. Wenn dich deine Bilder überzeugen und du sie präsentieren möchtest, kannst du sie hier auch online in der Wall of Fame ausstellen.

Wenn dir diese Schritte irgendwann ins Blut übergegangen sind und du sie im Schlaf beherrschst, variiere gerne die Farben, die Outlines und den Fluchtpunkt. Hier ist sogar ein Fluchtpunkt im Hintergrund verwendet. Jeder Buchstabe hat für die Outline eine eigene Farbe und die Second Outline ist dafür schwarz. Aber übe erst die Grundlagen ausführlich, sonst wirst du selbst nie richtig zufrieden mit deinen Werken sein und den Spaß dran verlieren. Wenn du aber dranbleibst, kannst du sehr lange Freude daran haben und immer wieder Fortschritte und weiterentwicklungen feststellen. Bei mir sind das mittlerweile fast 20 Jahre!

Ich hoffe, du hattest Spaß an dem Tutorial. wenn dir irgendwas nicht klar war, oder du einen Fehler entdeckst (die können auch mir passieren), dann schreib mir doch einfach an info@abc-easy.de